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Ausgeblendet

Kühtai kommt von Kuh


Georg E

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Und es begab sich also:

Ich fuhr im Kühtai so vor mich hin, an nichts zu denken, das war mein Sinn. Aber damit hatte es sich auch schon ausgereimt. Denn was war das? Ich kann nicht sagen: wie aus dem Nichts, denn es war ja eine waldige Böschung neben der Straße, also nicht Nichts, aber wie aus heiterem Himmel zumindest rollt da eine Kuh die Böschung herunter und geradewegs auf meine Ideallinie zu. Ich notbremste naturgemäß, aber es war zu spät, ich fuhr über die Kuh oder vielmehr: in die Kuh hinein. In die offene Kuh hinein. Tatsächlich stand ihr der Bauch weit offen, um zu schildern, wie sich das freigelegte Gedärm und anderes Innerliches anschaute und anfühlte, müsste ich jetzt schon Josef Winkler zitieren (vgl. dort „Der Leibeigene“). Ich glitt natürlich aus mitsamt dem Tiger auf all dem schlazigen Zeug, Tiger meets Cow, aber der Tiger war trotz aller Malaise in einem entschieden besseren Zustand als die Kuh. Er war nämlich sozusagen weich ausgeglitten und sanft zu Boden gegangen. Was ich dann hörte, war ein „Scheiße!“ und noch eines und noch eines, gefolgt von zwei Polizisten, einem Bauern und einem Waidmann, die als Personen dem Scheiße-Ruf ebenso folgten wie der Kuh. Man half mir aus der misslichen Lage und erklärte mir den Sachverhalt auf folgende Weise: Die Kuh sei eine von einem Wolf oder Bären – man wisse es noch nicht sicher – gerissene, sie sei dort drin im Wald aufgefunden worden (zur Erklärung: Das Ganze geschah auf der Oetzer Seite des Kühtais, schon ein Stück unter der Waldgrenze), erst gestern sei sie zusammen mit ihren Freunden auf die Alm getrieben worden. Und schon diese Tragödie. Man habe sie jedenfalls begutachtet und ihr einen Schubs, nein, verbesserte einer der beiden Polizisten, einen Tritt gegeben, nur, um sie umzudrehen, aber sie sei aufgrund der Steilheit des Geländes ins Rollen geraten und von keinem Baum aufzuhalten gewesen, weil keiner in ihrer Rollbahn gestanden sei. So ein Pech, klagte er, und ich möge mich mit meiner Versicherung in Verbindung setzen, er bzw. der Jäger leite alles Nötige ein, die Schuld läge eindeutig beim Bergungstrupp, also bei ihnen, die fahrlässig, doch nicht absichtlich gehandelt hätten, es hätte natürlich nicht passieren dürfen, dass die aufgeschlitzte Kuh auf die Straße rollt und damit die Gefahr entstünde, dass jemand gleichsam in ihren weit geöffneten Bauch hineinfährt. Blöd, dass sie, die Kuh, nicht mi dem Rücken nach vorn auf der Straße angekommen sei, so wäre ich wenigstens von den Innereien verschont geblieben.

So also begab es sich heute. Näheres  in den lokalen Medien.

 

Gruß

Georg

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Wahnsinn...... Waidmanns Heil! Wie gut, dass es einigermaßen glimpflich für dich ablief.

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Wahnsinn, Georg. So eine Story würde ich sonst als absurdes Jägerlatein abtun. Aber wie man wieder mal sieht, schlägt die Realität die Fiktion 10 zu 1.

Ich hoffe vor allem Du und auch das Tigerchen seid einigermaßen unbeschadet davongekommen und den Rest zahlt ja die Versicherung. Viel „Spaß“ nur bei der Formulierung des Schadensberichts an diese. 
Gruß

Wilfried

PS: Ein BW Kollege hatte mal auf Wache in einem Mun-Lager mitten im Wald mit dem G3 eine ausgebüxte Kuh erschossen, weil diese sich, unsichtbar im Unterholz, nicht auf Anruf gemeldet hatte. Das war gerade die Zeit, als die RAF gerade ein paar Lager überfallen hatte um an Waffen zu kommen. 

bearbeitet von waxman
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Wahnsinn, Georg! Also auf Strassen liegende Kühe habe ich schon unzählige umkurvt aber von einer rollenden, sich überschlagenden Kuh getroffen - welch ein Zufall. Hast Du Dir schon mal überlegt, nach so einem seltenen Treffer mit Lottospielen anzufangen?

Gruss. Peter

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  • 1 year later...

Das ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. Wenn ich diesen Beitrag vor meinem Trip ins Kühtai gelesen hätte wäre ich sicher vorsichtiger gewesen.

Hier nur ein paar Impressionen eines wunderschönen Motorradtages mit schwumm im Plansee.

Penzberg - Walchensee - Mittenwald - Leutasch - Seefeld - Zirl - Sellrain - Kühtai - Haiming - Imst - Hahntennjoch - Namlos - Berwang - Reute - Plansee - Ettal - Oberau - Heim.

 

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Am 23.6.2021 um 08:53 schrieb waxman:

Hallo Georg,

.... Rest zahlt ja die Versicherung. Viel „Spaß“ nur bei der Formulierung des Schadensberichts an diese. 

 

Was die Formulierung Deines möglichen Schadenberichts angeht, so hätte ich hier eine "Vorlage". Dieser Schadensbericht ist tatsächlich einmal genauso bei einer Versicherung eingereicht worden:

"Sehr verehrte Versicherung:

Nachdem ich nun im Krankenhaus bin und wieder schreiben kann, muss ich Sie, verehrte Versicherung, bitten, meinen Unfallschaden wie folgt aufzunehmen:

Ich hatte vom Bau meines kleinen Häuschens noch Backsteine übrig und diese wegen der Trockenheit auf dem Speicher gelagert. Jetzt wollte ich aber ein Hühnerhaus bauen und dazu die da oben gelagerten Steine verwenden. Dazu erdachte ich mir folgende Maschinerie:

Der Speicher hatte an der Hauswand eine Tür, woraus ich einen Balken ver­ankerte und daran ein Bälkchen mit einer Rolle, wodurch ich ein Seil lau­fen ließ. An dem Seil hatte ich eine Holzkiste befestigt, die ich dann hinaufzog. Das Seil hatte ich dann unten an einem Pflock festgebunden. Jetzt bin ich hinaufgegangen und habe die Steine in die Kiste geladen. Dann bin ich wie­der hinuntergegangen und wollte die Steine in der Kiste an dem Seil lang­sam herunterlassen.

Ich band das Seil los, hatte aber dabei nicht daran gedacht, dass die Steine in der Kiste schwerer waren wie meine Person. Als ich bemerkte, dass die Steine so schwer waren, hielt ich das Seil ganz fest, damit die Steine nicht herunterstürzten und kaputtgingen, denn die brauchte ich ja für mein Hühnerhaus. So ist es dann geschehen, dass mich die Steine an dem Seil nach oben zogen, wo­bei mir die Kiste die linke Schulter aufgerissen hat, als wir uns in der Mitte begegneten. Ansonsten bin ich gut an der Kiste vorbeigekommen. Habe aber oben mir meinen Kopf angestoßen, und zwar erst an dem Bälkchen und dann an dem Balken.

Trotzdem hatte ich aber das Seil festgehalten, damit ich nicht hinunterfalle. In demselben Augenblick ist aber die Kiste mit den Steinen unten auf dem Boden angelangt, durch den hefti­gen Aufprall ist der Boden herausge­brochen, und so konnte es geschehen, dass die Kiste wieder leichter wurde wie ich. Die Folge davon war, dass ich als der schwerere Teil wieder nach unten sauste und die Umrandung der Kiste nach oben, wobei wir uns wieder in der Mitte begegneten. Dabei schrammte mir der Kistenrest die rechte Schulter. Als die Kiste oben war, fiel ich unten so unglücklich auf den Boden, dass ich mir das rechte Bein gebrochen habe und sofort in Ohnmacht fiel. Nur dadurch konnte es geschehen, dass ich das Seil losließ, was wiederum bewirkte, dass die Kiste allerdings ohne Boden wie eine Birne von oben auf mich herabfiel und mich so unglücklich traf, dass ich dem­nächst oben und unten ein Gebiss angepasst bekomme.

Dass der Schaden nicht noch größer geworden ist, verdanke ich Ihrem Versicherungsagenten, bei dem ich eine Unfallversicherung unterschreiben musste und zu der ich nach Wiederher­stellung meiner Gesundheit und meiner Zähne die Rechnung einreichen werde. Wenn Sie diese dann beglichen haben, werde ich Sie in unserem Dorf weiterempfehlen."

PS: Die Rechtschreibung habe ich den Regeln der dt. Hochsprache angepasst.

Hoffe, gehelft zu haben :D
Gruß aus dem Nordwesten der Republik

Norbert

 

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