Das Thema Warnwesten können wir wohl abhaken. Es gibt keinen Beweis für ihre Wirksamkeit (d.h. Beitrag zur Unfallvermeidung) den ich kenne. Es gibt allerdings auch keine anderslautende Aussage, d.h. einen Beweis für ihre Nichtwirksamkeit. In jedem Fall wären das statistische Aussagen und die sind ja mit Vorsicht zu geniessen. Nicht, weil sie so oft gefälscht werden, sondern weil man sie richtig interpretieren muss. So sagt eine Statistik nie etwas über einen konkreten Einzelfall aus! Es kann also durchaus sein, dass im Einzelfall (oder -fällen) die Warnweste dazu geführt hat, dass der Motorradler gesehen und ein Unfall vermieden wurde. Naturgemäß erfährt man das aber wohl nicht, also kann das auch in keiner Statistik so berücksichtigt werden. Fazit: jeder wie er will.
Einspruch möchte ich aber erheben bei zwei Aussagen weiter oben (frei und sinngemäß wiedergegeben).
1. Rückenprotektoren bringen genau gar nix. Auf welchen Fakten oder Studien basiert diese Aussage? Woher kommt die Aussage, schwere Rückenverletzungen beträfen nur 1-2% der Verunfallten? Und wenn das stimmt, wären das im jahr 2017 immer noch ein bis zwei Dutzend betroffene Motorradfahrer gewesen. Also auch hier: wenn es eine Statistik gibt, sollte die den Einzelfällen gegenüber gestellt werden. Dann kann man immer noch entscheiden. N.B. Auf der Rennstrecke, die in vielen Aspekten sicherer ist als die öffentlichen Straßen, sind Rückenprotektoren Pflicht.
2. Das beste Mittel ist der gut ausgebildete und trainierte Motorradfahrer. Das sollte jeder sein, ohne Frage und es hilft absolut, mit kritischen Situationen umzugehen oder sie gleich zu vermeiden. Aber es gibt da ja noch die "andere Seite" mit den vier Rädern. Und wenn die dich nicht sehen, dann hilft bisweilen eben auch das beste Training nicht.
Dazu fand ich die beiden Zusammenfassungen in dem Bericht ganz interessant: "Innovatives Scheinwerferdesign", Seite 61 und "Wahrnehmung von Motorrädern durch PKW Fahrer", Seite 33. Insbesondere der letzte Punkt ist einer, der den allermeisten Nur-PKW Fahrern wahrscheinlich gar nicht bewusst ist. Und auch Motorradfahrer wissen wohl oft nicht, dass sie sich über die Jahre einen anderen Blick auf das Verkehrsgeschehen angeeignet haben. Was kann man mit der Erkenntnis anfangen? Naja, vielleicht einfach immer wieder mal in Gesprächen anbringen, in der Kantine, beim Bier, etc um überhaupt mal ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Wenn danach auch nur einer genauer hinschaut und einen Motorradfahrer NICHT abschießt, dann hätte sich das schon gelohnt...
Gute Fahrt,
Dee